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Das Geschlecht von Make-up: Südkorea VS den Westen

21 Feb 2022
von Horia

Make-up und Kosmetik dienen der Selbstentfaltung. Jedoch werden beide von unserer Gesellschaft als feminin angesehen. Im Verlauf der Geschichte war dies allerdings nicht immer so.

 

Selbstdarstellung im Laufe der Jahrhunderte

Im Laufe der Geschichte nutzten Männer und Frauen die Kosmetik-Produkte ihrer Zeit, um Schönheitsidealen gerecht zu werden. Im antiken Ägypten erfreuten sich Farbstoffe für die Lippen und für die Wangen großerBeliebtheit. Besonders Männer wollten mit schwarzer Farbe um den Augen ihren Wohlstand und Status unterstreichen: Je breiter der Farbstrich, desto reicher die Person. Farbe auf den Wangen behielt seine Beliebtheit über die Jahrhunderte. Im Römischen Reich wurden Gesichtspuder und Haarfarben (bzw. Kopfhautfarben) zum Trend. Dokumentationen und Gemälde aus dem Mittelalter zeigen Männer und Frauen beim Tragen von Gesichtspuder, roter Wangenfarbe und Haarprodukten, wie z. B. Perücken. Es gab Zeiten, in denen die Größe einer Perücke und die Höhe von Absätzen den Wohlstand einer Person widerspiegelten. Im zwanzigsten Jahrhundert wurde Make-up hauptsächlich von Frauen genutzt. Männer griffen nur für Bühnendarbietungen auf Filmproduktionen auf Make-up zurück und der 'Guy-Liner' erschien auf der Bildfläche.




Die historischen Make-up-Stile im asiatischen Raum und in Korea weisen Gemeinsamkeiten auf, verfolgten aber andere Ziele. Schon vor der Zeitenwende entwickelten sich in Korea verschiedene Formen von Make-up. Die Beliebtheit von Schönheitsprodukten erreichte ihren Höhepunkt unter der Herrschaft der Goryeo-Dynastie (928-1393). Pflege und Schönheit wurde während dieser Zeit große Bedeutung beigemessen. Um mit den zeitgenössischen Idealen mithalten zu können, strebten Frauen und Männer nach einem weichen und hellen Teint, um jung und gesund zu wirken. Man glaubte, dass ein gesundes Aussehen auch für innere Gesundheit sorgte. Hierbei standen die Augenbrauen und der Teint im Fokus. Kosmetik wurde hauptsächlich aus essbaren Rohstoffen hergestellt und in Tonwaren aufbewahrt. Die Wichtigkeit von Hautpflege wurde schon damals betont, besonders in Verbindung mit dem Auftragen von Make-up. Obwohl sich die Methoden zur Verbesserung des Aussehens im Laufe der Jahrhunderte veränderten, blieben Teile dieser historischen Philosophie bis heute erhalten.

 

Binäre Schönheitsideale

Wahrscheinlich sind die meisten von euch mit den Beauty-Trends des letzten Jahrzehnts vertraut. Westliches Make-up wird als 'Glam' beschrieben und legt den Fokus auf: Contouring; Highlighting; betonte Augen; starke, bogenförmige Augenbrauen; und volle Lippen. Koreanisches Make-up zielt auf einen klaren, jugendlichen Look mit hellem Teint ab. Der Fokus liegt auf: weichen, geraden Augenbrauen; frisch aussehender, heller Haut; hellen Augen; und leicht getönten Lippen. Während der westliche Stil mehr Wert auf einen auffallenden, selbstbewussten und reifen Look legt, setzt der koreanische Stil mehr auf Natürlichkeit, Frische und Jugendlichkeit.

 

 

Auch bei den Männern lassen sich Unterschiede erkennen. Die konventionelle Beschreibung des modernen westlichen Schönheitsideals für Männer lautet: groß, muskulös und ansehnlich. Auch hier kommt der Ausdruck von Selbstbewusstsein ins Spiel. Während des letzten Jahrzehnts wurde die Gesichtspflege auch für Männer zu einem wichtigen Konzept. In Südkorea besitzen 'ideale Männer' die folgenden Attribute: runde, große Augen; weiche Gesichtszüge; einen schlanken Körper; und einen gesunden Teint. Jedoch wird in der koreanischen Gesellschaft dem Aussehen größere Bedeutung beigemessen. Die Erscheinung kann enormen Einfluss auf das Privat- und das Berufsleben einer Person haben.

 

Von Make-up und modernen Männern

In Zeiten von Social Media machen es Plattformen wie Youtube, Instagram, Vine und TikTok möglich, dass Frauen und Männer ihre Selbstentfaltung öffentlich zur Schau stellen können. Der Boom von weiblichen Creators und Influencers inspirierte Männer und nicht-binäre Personen, ihre Kreativität auf denselben Plattformen auszuleben. Oft erschaffen und teilen sie auffallende Looks. Da viele Männer nicht einmal Hautpflege benutzen - von Make-up ganz zu schweigen, erscheint es schon beinahe als Aktivismus oder Rebellion gegen die Geschlechternormen und Schönheitsideale, wenn sich jemand schminkt, der keine Frau ist.

In Südkorea ist Make-up fester Bestandteil der morgendlichen Routine vieler Männer. Im weltweiten Ländervergleich geben koreanische Männer die höchsten Pro-Kopf-Summen für Kosmetik (insbesondere Hautpflege) aus. Gleichzeitig verbringen sie auch die längste Zeit mit Hautpflege. Es ist gebräuchlich für Männer, Make-up-Base zu tragen und ihre Augenbrauen zu pflegen, um ihre Ausstrahlung zu verbessern. Und genau das ist der Knackpunkt: ein natürlicher Look ohne auffallendes Make-up. Um ein unnatürliches Erscheinungsbild zu vermeiden, halten koreanische Männer Abstand von farbenfrohem Augen- und Lippen-Make-up.

 

 

Die koreanische Unterhaltungsindustrie beeinflusste die koreanische Kosmetik stark. Als Gesichter von Beauty-Marken werden häufig männliche Stars auserkoren, auch wenn die Produkte hauptsächlich auf Frauen ausgerichtet sind. Der Gebrauch von Make-up unter Prominenten (hauptsächlich K-Pop-Idolen) bestärkte auch die allgemeine Bevölkerung.

 

Kosmetik ist nicht-binär!

Kleidung, Haare, Accessoires, Make-up. 

Wir Menschen drücken uns durch unsere äußerliche Erscheinung aus. Das Aussehen beeinflusst den ersten Eindruck, jemandes erste Meinung über dich. Mit nur einem Blick lassen sich viele Eigenschaften einer Person erkennen. Ob dieser Eindruck wirklich stimmt, findest du allerdings erst heraus, wenn du diese Person richtig kennenlernst.

Unsere Gesellschaft neigt dazu, alles in geschlechterspezifische Kategorien einzuteilen - meiner Meinung nach ein veraltetes Konzept. Farben, Kleidung, Spielzeug, Karriereoptionen und Make-up sollten keinen binären Idealen unterliegen. Besonders weil wir wissen, dass Make-up im Verlauf der Geschichte von allen Geschlechtern genutzt worden ist. Die Freiheit der Selbstentfaltung ist ein Grundrecht und sollte nicht durch ungeschriebene Regeln eingeschränkt werden.

Südkoreanische Männer haben der Welt in diesem Aspekt etwas voraus. Kosmetik ist in Südkorea weit verbreitet und wird verstanden. Make-up ist Teil der täglichen Routine und wird nicht ausschließlich als weiblich angesehen. Die Methoden und Ziele der Selbstentfaltung unterscheiden sich weltweit. Unsere Aufgabe ist es, dieser Vielfalt mit Respekt und Wertschätzung zu begegnen.

 



 

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